Rundbrief September 23

Diesen Sommer war ich zur Abwechslung vom Büroalltag einmal sehr viel unterwegs: Campingmission, Survivalcamp, Teenagerfreizeit: Einen Großteil des Sommers habe ich unter freiem Himmel und in einfachen Verhältnissen gelebt: Manchmal gab es einen Gaskocher, so manches Essen bestand aus wenig mehr als aus Kartoffeln, Waser, Salz und etwas Speck, selbst Strom war zeitweise Mangelware (immerhin gibt es Powerbanks). Das hat mir einmal wieder bewusst gemacht, wie wenig wir eigentlich zum Leben brauchen: Essen, trinken, einen Schlafplatz. Alles andere ist „Luxus“. Wir haben vielleicht wirklich verlernt, uns auf das wesentliche zu konzentrieren. Wir sagen „Ohne Strom kann ich nicht leben“, „ohne Auto kann ich nicht leben“, „ohne die Pizzeria am Eck kann ich nicht leben“ – statt dass wir uns eingestehen: „Ohne Gott kann ich nicht leben“ – alles andere ist Bonus. beschenkt.

Trotzdem oder gerade dadurch bin ich umso dankbarer, was wir alles haben, um uns das Leben zu erleichtern. Gott hat uns immerhin einen Verstand geschenkt, mit dem wir uns die Erde untertan machen können, sprich: Mit dem wir uns den Alltag erleichtern können. Wir haben so manche Naturgewalt zu zähmen verstanden und machen sie uns zu Nutze.

Survival-Camp

Zu den Anfängen des Überlebens ging es beim Survival-Camp. Teenager zwischen 12 und 15 konnten hier 5 Tage ohne Smartphone und Fernsehen im Nirgendwo des Wienerwalds leben und lernen, wie man die Natur zähmt. Sie mussten etwa eine Kochstelle aus Holz bauen und darauf kochen, eine Woche lang von einfacher Kost (Stichwort „Dicke Suppe“) leben, sie konnten klettern, sich abseilen und versuchen, ein Feuer nur mit einem Stück Holz und etwas Zunder zu machen, sie haben gelernt wie man Hilfe ruft wenn man in Not ist, welche Pflanzen man essen kann und welche man auf keinen Fall essen sollte und wie man sich gegen Tierangriffe schützt (oder verteidigt, wenn notwendig). Höhepunkt war sicherlich der Bau eines Unterschlupfs im Wald und die Übernachtung darin – Wildschweine inklusive.

Aber auch einige der Teilnehmer brachten umfangreiches Wissen und Fähigkeiten mit, von denen ich lernen konnte, zum Beispiel wie man Weidenbüschel fachgerecht vom Baum hackt oder wie man nach Pfadfinderart Holz spaltet.

Darüber hinaus ging es darum, wie man im Alltag überlebt: Wie die Bibel zum Überlebenshandbuch wird, wie wir unseren inneren Kompass auf Jesus ausrichten können, wie wir mit Versuchung und falschen Freunden umgehen können oder auf wie vielfältige Weise Gottes Schöpfung bestaunen können.

Ich war positiv überrascht, wie schnell sich die Jugendlichen an die Lage gewöhnen konnten und dass nie Langeweile aufkam – dass Kinder Handys brauchen, um zu überleben ist also ein Mythos. Dass wir ohne Gott überleben können ist allerdings auch einer.

Walchsee

Insgesamt zwei Wochen war ich am Walchsee. Dort sind wir mit der „Camping-Kirche“ im Einsatz. Das ist so zu sagen Kinderbetreuung mit guter Nachricht. Insgesamt fünf Stunden pro Tag öffnen wir dazu unser Kinderzelt auf dem Campingplatz. Dort können die Kinder basteln, spielen, Sport machen und an besonders heißen Tagen gab es auch schon mal eine Wasserschlacht. Aber natürlich wollen wir nicht nur eine reine Kinderbetreuung sein. Deshalb gibt es jeden Tag auch eine Andacht, eine Geschichte und Lieder. Dieses Jahr standen zum Beispiel eine Woche lang Blumen und Tiere der Alpen auf dem Programm. Die Tollkirsche etwa schmeckt dermaßen süß und aromatisch, dass man am liebsten den ganzen Strauch essen würde. Leider mit fatalen Folgen. Ganz ähnlich ist es mit der Sünde: Auch sie macht oft im ersten Moment Spaß oder wirkt verlockend, endet aber tödlich. Oder das Mankei stößt einen gellenden Ruf aus, wenn es Feinde sieht. Genau das sollten wir auch tun, wenn wir in Gefahr sind: Gott um Hilfe anrufen. Passend zum Thema konnten die Kindern dann Pfeifen aus Papier oder Holz basteln.

Das Highlight dieser Einsätze ist immer das Lagerfeuer ein bis zwei Mal in der Woche am Abend, wo es Stockbrot und Würstl gibt (die kann man dann wie einen Hotdog in das Stockbrot stecken). Das ist auch eine gute Gelegenheit, mit den Eltern ins Gespräch zu kommen und hier und da ein paar Samen zu streuen.

Was mich betroffen gemacht hat, wie viel Leid manche Kinder in dem Alter (meistens zwischen 6 und 10) schon erleben müssen. Wir haben Kinder kennengelernt, die ihre Mama oder ihren Papa oder ein Geschwisterchen verloren haben, andere haben Angst vor ihren Eltern oder werden von anderen Kindern aufgrund ihres Verhaltens ausgeschlossen. Hier braucht es unglaublich viel Liebe, Geduld  und Aufmerksamkeit. Hier ist es an uns, den Kindern Hoffnung zu machen und ein Licht zu sein in ihrer Dunkelheit. Das Evangelium wird für viele Menschen oft erst greifbar, wenn sie mit ihrer eigenen Weisheit am Ende sind. Einerseits ist es natürlich mit belastend, solche Schicksale erfahren zu müssen, andererseits bin ich dankbar, dass Gott uns diese Kinder über den Weg schickt. Und Kinder können Fragen stellen, die auch einen Theologen sprachlos machen können – da können sich so manch spannende Gespräche entwickeln…

Teenager-Freizeit

Abschluss des Sommers war dann die Teenager-Freizeit, die es bereits seit einigen Jahrzehnten gibt und die man als feste Institution des kids-teams bezeichnen kann. 40 Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren haben hier gemeinsam Zeit, Gott näher zu kommen. Dieses Jahr war das Thema „Wem gebührt die Ehre“. Klar, könnte man sagen, die gebührt Gott allein. Aber erst beim näheren Hinsehen stellt man fest, dass es viele Bereiche in unserem leben gibt, in denen wir Gott nicht die Ehre geben, die ihm gebührt (Stichwort Geld zum Beispiel). Sehr gefreut habe ich mich am großen Interesse der Jugend an der Bibel. Nicht selten sah man während den Pausen Leute in einer Ecke oder auf der Wiese sitzen und darin lesen, und sie hatten auch herausfordernde theologische Fragen (Erwählung und freier Wille, Doppelter Ausgang, Verbalinspiration)

Es gab dazu auch zwei spannende Gäste: Der eine war ein promovierter Physiker, der über die Möglichkeit redete, dass Dinosaurier und Menschen durchaus gleichzeitig auf der Erde gelebt haben könnten und dass der Schöpfungsbericht nicht so falsch sein muss, wie von der Wissenschaft gerne behauptet. Der andere war ein ehemaliger Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma, der uns ein paar Tricks zur Selbstverteidigung beibrachte und natürlich auch darüber redete, ob und wann Notwehr biblisch und rechtlich erlaubt ist.

Hinweis

Die Teuerung, die wir alle erleben, spiegelt sich auch in unserem Missionsdienst wider und führt mehr und mehr dazu, dass die regelmäßigen Spenden unserer Unterstützer nicht mehr abdecken, was sie im Jahr 2020 noch solide finanziert haben.  

Bisher konnten wir die gestiegenen Kosten durch die Reserven der letzten Jahre gut auffangen. Aber jetzt geht das Ersparte zur Neige und wir sind dringend auf zusätzliche Spenden angewiesen.

Aus diesem Grund bitten wir alle unsere Freunde und Spender um tatkräftige Unterstützung und sind voll Hoffnung, die vor uns liegende Herausforderung gemeinsam meistern zu können.

Damit unser Team wie gewohnt seinen Auftrag wahrnehmen kann, brauchen wir monatlich etwa €9000,- mehr. Aufs Jahr 2023 gerechnet ist das eine Gesamtsumme von etwa €100.000,-.

Angesichts dieser Summe haben wir uns entschlossen unsere Finanzen regelmäßiger ins Gespräch zu bringen, um Christen und Gemeinden auf die Mission in Österreich aufmerksam zu machen. Gleichzeitig haben wir für das Jahr 2023 einen Notfallplan erstellt, den wir als gesamtes Mitarbeiterteam mittragen, wenn er umgesetzt werden muss.

Anstatt die Gehälter anzuheben und so der Teuerung entgegenzuwirken, steht aufgrund der aktuellen finanziellen Situation für uns Mitarbeiter die Überlegung im Raum, auf das in Österreich übliche dreizehnte und vierzehnte Gehalt zu verzichten.

Hier bitten wir euch dringend um eure Gebetsunterstützung, damit wir auch weiterhin ganz freigestellt sein dürfen, um Kindern und Erwachsenen das Evangelium weiterzusagen.